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AutorenbildFranziska Blickle

Mein erster Präsenzworkshop seit September 2020 - ein Logbuch

Aktualisiert: 16. Okt.

Beinahe zwei Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal als Moderatorin) in einem Workshopraum stand. Ich habe seit September 2020 ausschließlich virtuelle Trainings und Workshops durchgeführt.

Blick hinter die Kulissen eines Team-Workshops? Den bekommst du hier - in Farbe und bunt!

 

Montag, 11.Juli 2022

8.00 Uhr

Aufstehen! Ja, ich unterbreche meine Sommerferien nochmal kurz für diese Teamtage, aber ein bisschen Ausschlafen muss drin sein. Kaffee, Dusche…Kann es sein, dass ich ein bisschen aufgeregt bin? Fühlt sich fast so an. Jedenfalls gehe ich gerade schon zum dritten Mal meine Checkliste durch und überlege, was jetzt alles eingepackt werden muss.





9.00 Uhr

Die Flipchart-Marker sind frisch aufgefüllt, Moderationskarten, Timetimer, Adapterkabel und gefühlt 1000 andere Dinge stapeln sich auf dem Sofa.

Da ist euch einiges dabei, was ich nicht jedes Mal dabei habe…Die Polaroid-Kamera zum Beispiel, eine bunte Wäscheleine, Pappbecher, Ausmalpostkarten und Seifenblasen.

Die Kennerin stellt sofort fest: Das wird wohl bunt!





Mein Auftrag ist zwei Tage mit einem 20-köpfigen Team zu gestalten, die über 7 Standorte verteilt arbeiten und sich teilweise noch nie (!) persönlich getroffen haben. Das Team besteht noch nicht so lange und einige sind während der Corona-Phase dazu gekommen. Wichtig; Es soll sich weder nach Schulung noch nach "Wir erarbeiten da jetzt mal was" anfühlen. Also Kontrastprogramm!




10.00 Uhr

Ich muss nochmal los und die letzten Dinge besorgen: Popcorn, Buntstifte, Kotaktlinsenmittel - was Frau eben so braucht :)

Schnell noch bei den bunten Muffin-Förmchen zugegriffen, damit jeder sich eine Popcorn-Portion (PoPo - hihihi :)) nehmen kann und nicht alle im großen Eimer mit den Fingern rumkrabbeln… Hygiene und so. Feine Sache eigentlich.



11.00 Uhr

Ich hab alles bekommen. Das mit dem Popcorn war gar nicht so einfach, jetzt mache ich mich mit meiner Beute auf den Weg.


12.00 Uhr

Ab zum Zug. Ich habe dabei:

  • Rollkoffer für Klamotten, Welchselschuhe, Waschzeug, Pyjama etc.

  • Umhängetasche (meine ehemalige Sporttasche) vollgestopft mit Stiften & Co.

  • Rucksack für Laptop, Zeitschrift, Wasserflasche, Geldbeutel, Ladekabel, Kopfhörer und all dem Kleinkram, den man eben so mitnimmt

  • Turnbeutel voller Popcorn

  • eine leere Dokumentenrolle für die Flipcharts, die ich für einen Kollegen mitnehmen soll.


13.00 Uhr

Alles hat geklappt und ich sitze in einem proppenvollen Zug.

Selten war ich so dankbar für eine Sitzplatzreservierung…


14.00 Uhr

Im Zug passiert jetzt erstmal nicht so viel spannendes. Eigentlich wollte ich meine Flipcharts entwerfen, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Also schaue ich die ersten zwei Folgen Peaky Blinders (danke an alle, die mir das empfohlen haben! It’s growing on me...) und lasse die Landschaft vorbei ziehen.


18.00 Uhr

Ich stehe am Bahnhof in Königswinter und wünsche mir ein Taxi herbei. Erst beim dritten Taxiunternehmen werde ich erhört und warte 15 min geduldig. Luftlinie ist die Hirschburg zwar nur einen Kilometer entfernt, aber es geht ziemlich bergauf und…nun ja, Gepäck siehe oben.





19.00 Uhr

Endlich wieder hier :)

Das letzte Mal war im im Januar 2020 auf der Hirschburg zusammen mit der fantastischen Angela Zinser. Wir hatten damals keine Ahnung, dass es vorerst das letzte Mal ist und das war sicher auch gut so.




20.00 Uhr

Ich hole noch ein bisschen von dem nach, was ich im Zug nicht geschafft habe und geh nochmal in den Raum. Wenn ich schon eine grobe Idee habe, was morgen wo sein soll bin ich deutlich entspannter und schneller.


21.00 Uhr

Flipchartentwürfe stehen. Ich hab schon mal ein paar Girlanden aufgehängt. Jetzt fühl ich mich vorfreudig auf morgen.


Dienstag, 12. Juli 2022


7.00 Uhr

Ich bin kurz vor dem Wecker wach vermutlich, weil ich Angst habe zu verschlafen.

Kann zu Hause nicht passieren, da habe ich Weckservice :) Duschen, anziehen (Challenge: Outfit für die angesagten 30 Grad finden) und kurz zum Frühstücks-Buffet.

Melone, Ananas und Rosinenbrötchen „ToGo“ und ab in den Raum.


8.00 Uhr

Meine Summer-Vibes-Playliste läuft und ich starte mit kleinen Umbau-Maßnahmen, male Flipcharts an, klebe Postest auf Stühle.

Gestern hat es sich noch ungewohnt angefühlt, heute ist alles wieder da. Ich fühl mich richtig in meinem Element und der Raum verwandelt sich von einem normalen Seminarraum in ein Ferienlager.


Ferienlager? Ja, mein Auftrag ist es, zwei Tage zu gestalten, die sich anfühlen wie eine Klassenfahrt im besten Sinne. Es soll um die Begegnung gehen, um das Kennenlernen. In diesen zwei Tagen müssen keine Probleme diskutiert oder Vorschläge erarbeitet werden. Es geht einfach darum festzustellen, wer die anderen sind, als Menschen. Welche Gemeinsamkeiten finden wir? Worüber können wir lachen? Wer ist die andere Person abseits der Rolle und Aufgabe, die ich kenne.




Von den typischen „Spielen“ oder „Teambuilding-Klassikern“ habe ich nach dem Briefing mit der Führungskraft Abstand genommen. Sorry, keine Bilder von lustigen Türmen oder an Fallschirmen in die tiefe schwebenden Eierkartons im weiteren Verlauf.

Sein Team soll nicht das Gefühl haben hier auf dem Prüfstand zu stehen oder Leistung bringen zu müssen. Was wir machen werden? Verrat ich euch später.


10.00 Uhr

Die Teilnehmer:innen trudeln langsam ein und stecken neugierig die Köpfe in den Raum. Aber so richtig trauen sie sich noch nicht rein.





11.00 Uhr

Keiner da…hm…ich kann sie durchs Fenster unten sehen. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt…muss ich eben raus.

Was sich erstmal anfühlt als wäre es schief gegangen ist vermutlich das entspannteste Intro aller Zeiten und schafft genau den fluffig leichten ersten Kontakt, den ich mir gewünscht hatte.


Wir starten - im Raum angekommen und mit Getränken versorgt - mit einer kleinen Runde „Steh auf wenn…“ auch bekannt als „Alle, die…“ oder „Das Schnürsenkelspiel…“. Fragt nicht! Wenn man weiß wie es geht, machen alle Namen Sinn. Aber das erkläre ich mal separat und verlinke es dann.

Als nächstes noch eine Runde „3-Question-Mingle“ und dann haben wir uns ein Mittagessen verdient.





12.00 Uhr

Was soll ich sagen…es ist einfach richtig lecker hier.

Wir sitzen auf der Terrasse im Schatten, geniessen das Mittags-Buffet und alle tauen immer weiter auf.


14.00 Uhr

Weiter gehts mit einer etwas angewandelten Form der „KultureRallye“.

Gelächter, Gekicher, es wird gewürfelt, sich auf den Kopf geklopft, am Ohr gezogen. Nun ja…man muss dabei gewesen sein…

Wer wissen will wie es funktioniert wird hier fündig: https://www.spielewiki.org/wiki/KulturRallye




15.00 Uhr

Pause. Ja, schon wieder. Wir sind ja genau für all das hier, was virtuell nicht geht und dazu gehört eben vor allem von Angesicht zu Angesicht Kaffee trinken und Kuchen futtern.

Außerdem brauchen die Teilnehmenden noch Zeit sich fragen zu überlegen, die Chef und Chef-Chef gleich im Interview beantworten dürfen.




16.00 Uhr

Sie schlagen sich tapfer. Die beiden Führungskräfte sitzen neben mir, das Team in lockerer Bestuhlung uns gegenüber. Es gibt Popcorn und ich frage alle Fragen, die in der Fragenbox gelandet sind. Manche sind ganz fachlich: „Welche Aufgaben kommen in 2023 auf uns zu?“ (Wüssten die beiden auch gern…), manche persönlich „Wenn du ein Tier wärst, welches und warum?“ (Katze und Büffel).




17.00 Uhr

Wir haben in den Freizeit-Teil übergeleitet und die meisten haben sich aus meiner „Liste der Möglichkeiten“ den Spaziergang zum Drachenfelsen rausgesucht. Ich geh auch mit, spiele ein bisschen Zuhörerin und freue mich sehr, dass es allen gefällt.





19.00 Uhr

Abendessen. Gute Stimmung. Viele Wespen.


21.00 Uhr

Umzug zur Kegelbahn. Ich werd hier nicht mehr gebraucht und geh in mein Zimmer.

Erstmal runterkommen. Erfrischende Dusche. Eine Runde Carcassonne zum Abschalten.

Bis morgen!


Mittwoch, 13. Juli 2022


7.00 Uhr

Tag zwei. Ich bin noch bisschen müde. Anziehen und packen, damit der Checkout noch vor dem Start um 9 funktioniert.

Die Kaffeemaschine am Frühstücksbuffet ist kaputt. Schade.


8.00 Uhr

Ich bin wieder im Raum. Frühsport und Stühle rücken.

Ich male die Flipcharts für heute und bereite die Requisiten für das Fotoshootings später vor.

Sommer-Motive und ein Flamingo. Kein Ferienlager ohne Andenken-Foto.








9.00 Uhr

Wir starten mit einem Energizer, den ich selbst noch nie ausprobiert habe, aber ich freue mich seit Wochen darauf: „Schere-Stein-Papier-Tunier mit Followern“. Schon wieder so ein sperriger Name, aber er beschriebt ganz gut was passiert.






Es war genauso großartig, wie ich mir das vorgestellt habe und sieht ungefähr so aus wie dieses Minion Gif:



Danke an meinen Kollegen Thomas Oeftering für den Hinweis die genaue Erklärung nicht zu vernachlässigen.


10.00 Uhr

Wir sind mitten drin im Fotoshooting und es entsteht nach und nach eine Landkarte auf der die Polaroid-Bilder der Teammitglieder einen Platz finden und die Gemeinsamkeiten als kleine Fähnchen zur Girlande werden. Ich lieb’s und es verfehlt die Wirkung nicht!












11.00 Uhr

Als letzte „richtige“ Aktivität machen wir ein „Conversation Café“. So habe ich meine sehr abgespeckte Variante eines World Café genannt. Hier darf ich jetzt ganz Energie-Spar-Facilitator sein. Der Rahmen ist gesetzt und den Austausch schaffen die Teilnehmenden jetzt allein. Sie unterhalten sich, kritzeln die „Tischdecke“ voll (was gewollt und erlaubt ist) und kommen von einem Thema zum nächsten (auch das soll so).












12.00 Uhr

Nochmal Mittagessen genießen. Mir war klar, dass diese Komponente im virtuellen Setting fehlt, aber wie groß der Unterschied ist, ob man die Pause gemeinsam verbringt, zwanglos Dinge bespricht oder einfach von seinen Reisezielen und Haustieren erzählt oder eben nur die Kamera ausmachten eine Stunde später wieder an - das ist wirklich immens!


13.00 Uhr

Ich will in der Abschlussrunde zwei Dinge von den Teilnehmenden wissen:

  1. Welche Gemeinsamkeit hat euch besonders erstaunt oder überrascht?

  2. Mit welchem Gefühl fährst du jetzt nach Hause?

Und was wir da zu hören bekommen ist wunderschön: Viel Wertschätzung und Dankbarkeit für die Führungskraft, die das möglich gemacht hat. Viel Verbindung und Nähe, die vorher gefehlt hat…Am Schluss fließen sogar vor Rührung ein paar Tränchen.





14.00 Uhr

Die Teilnehmenden sind auf dem Heimweg, ich räume den Raum auf, fotografiere die Flipcharts und schwebe auf Wolken.

Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an mich selbst. Also wirklich ziemlich hohe! Ich war vor dem Start und auch am Morgen von Tag 2 so nervös wie schon lange nicht mehr. Ich wollte es perfekt (und nein, das war es nicht an allen Stellen - hab ich nur niemanden merken lassen).

Wie toll der Plan aufgegangen ist! Wie entspannt und fluffig und bunt und lustig wir es hatten.

Wie gut L. Sein Team kennt. Wie treffend das Briefing war habe ich nochmal verstanden als einige zu mir kamen und sich bedankt haben, dass es nicht „so ein“ Teamevent war, sondern eines, was sie richtig toll fanden. Vielleicht wars ja doch perfekt, eben genau so wie es war!


19.00 Uhr

Ich sitze im ICE kurz hinter Hamm (Westf.) und beende diesen Artikel.

Wenn ich morgen Früh aufwache bin ich wieder im Sommerferien-Modus und ich freu mich drauf.

Keine Sekunde hab ich allerdings die Unterbrechung für die Teamtage bereut.

167 Ansichten1 Kommentar

1 comentário


Convidado:
14 de jul. de 2022

Große Klasse, wie du das machst. 👍

Lieber Gruß Luise

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