Inspired Learning In A Digital World
Aktualisiert: 23. Okt.
Interview mit
Wilma Hartenfels (Expertin für Blended Learning)
Anfang November 2019 war ich bei Wilma Hartenfels zum Training “Blended & Digital Learning”. Wilma ist Expertin für diese Themenfelder. Sie berät Unternehmen und Trainer:innen dazu und ist ebenfalls Teil von The People Network (TPN).
Ich wusste grob was "Blended Learning" ist und, dass es für mich als Trainerin wichtig ist, mich in diesen Bereichen fit zu machen. Was mir aber fehlte, waren die Details und ein Anhaltspunkt, wo ich beginnen kann. Das Training bei Wilma war abwechslungsreich, spannend und interaktiv. Und deshalb habe ich sie um ein Interview zum Thema "Blended Learning" gebeten.
Wilma, Du bist “Digital Learning Consultant” - was heißt das genau?
Als Digital Learning Consultant berate ich Unternehmen, insbesondere die Personalentwicklungs-Abteilungen. Ich helfe Ihnen, das Lernen besser und nachhaltiger zu gestalten. Das gelingt durch digitale Technologien und die Kombination von analogen und digitalen Lernmethoden, also dem sogenannten Blended Learning.
Dein Claim ist “Inspired Learning in a digital World”
- was genau bedeutet das für dich?
Ich setze einen starken Fokus auf die Menschlichkeit im Lernen. Genauer gesagt bedeutet das, dass ich mich frage, wie man in der neuen, sehr digitalen Welt den Fokus auf Menschlichkeit nicht verliert, wie man Menschlichkeit im Zeitalter der Technologie neu definiert und durch Technologie menschliche Kontakte noch verstärken kann. Das funktioniert zum Beispiel durch mehr Networking-Möglichkeiten im digitalen Raum.
Digitale Technologien sind aus meiner Sicht unfassbar hilfreich, um Lernen besser zu machen. Wir wissen seit vielen Jahren aus der Neurowissenschaft, dass man Lerner nicht zwei Tage in ein Klassenraumtraining schicken und dann erwarten kann, dass das etwas bringt. Nur ca. 10% der erlernten Skills werden dann tatsächlich angewandt (siehe hierzu z.B. die Ebbinghaus Forgetting Curve). Effektive Lernprozesse basieren auf
Effektive Lernprozesse basieren auf
vielen Wiederholungen , idealerweise mit unterschiedlichen Medien und Lernmethoden
Ruhepausen und Schlaf zwischen den Wiederholungen
kurzen Lerneinheiten, die das Gehirn besser verarbeiten kann
dem Ansprechen unterschiedlicher Sinne, insbesondere für unterschiedliche Lernertypen
All das kann digitales Lernen begünstigen. Mein Ziel ist, die massenhafte Geldverschwendung der Unternehmen zu stoppen, die sich keine Gedanken über Nachhaltigkeit von Lernen und Lerntransfer machen und Trainings teilweise als reine Inzentivierungsmaßnahme sehen. Sie erwarten, dass sich eine Verhaltensänderung einstellt, die ohne Transferunterstützung absolut unwahrscheinlich ist.
Was genau ist eigentlich “Blended Learning”?
Und was ist der unterschied zu digitalem Lernen?
Blended Learning bedeutet meist eine Kombination von analogen und digitalen Lernmethoden. Es ist also ein Mix aus verschiedenen Lernmethoden, die dann in einer Blended Learning Journey, also einer längeren Lernreise resultieren.
Ein physisches Training kann Bestandteil der Journey sein, muss es aber nicht. Die Journey kann auch komplett online stattfinden, so z.B. asynchrone Inhalte wie Videos, Podcasts, Quizzes, WBTs (=Web Based Trainings) in Kombination mit Webinaren, Virtuellen Trainings oder Trainings im 3D Raum*.
Blended Learning wird immer vom Lerner aus gedacht, also lernerzentriert. Um eine effektive Blended Learning Journey zu bauen, ist es vor allem wichtig zu wissen, welche Vorerfahrungen die Lerner mit digitalem Lernen haben, welche Einstellungen bestehen und welche technische Infrastruktur im Unternehmen zur Verfügung steht.
Digitales Lernen ist häufig Teil von Blended Learning.
Wie sieht für dich die Zukunft des Lernens aus?
Kannst Du eine Prognose für in 5 oder in 10 Jahren abgeben?
Lernen wird immer digitaler, personalisierter und selbstgesteuerter .
Vor allem im Bereich der interaktiven virtuellen Trainings wird sich sehr viel tun. Mit Technologien wie 3D, Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) ist es möglich, ganz neue Formen der Interaktion im virtuellen Raum mit virtuellen Repräsentanten der Lerner zu gestalten. Gleichzeitig kann man Objekte in die Lernprozesse einbeziehen, die man auf andere Art und Weise gar nicht zur Verfügung stellen könnte: beispielsweise eine ägyptische Pyramide als virtuellen Lernraum für Schüler oder die kontextsensitive Anzeige von Informationen zur Wartung einer Maschine.
Die künstliche Intelligenz wird in den nächsten 5 Jahren zum persönlichen Lernbegleiter, der den individuellen Lernstand und die Bedürfnisse genau kennt. Sie kann dementsprechend maßgeschneiderte Angebote unterbreiten, evaluieren wie wirksam die Intervention war und die Empfehlungen fürs nächste Mal anpassen.
Lernen im physischen Raum wird dann mehr und mehr für Übungs- und Anwendungssituationen benutzt, für die soziale Interaktionen nötig sind. Wissensvermittlung wird fast komplett in digitale Lernformate ausgelagert.
Was rätst Du Trainer:innen wie mir? Wie kann ich mich für diese Zukunft gut aufstellen um meinen Kunden optimal zur Seite zu stehen?
Ich rate Trainer*innen...
...sich den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt zu öffnen und Dinge auszuprobieren: z.B. sog. Flipped Classroom Konzepte, in denen die Wissensvermittlung vorab z.B. über selbst aufgenommene Videos läuft und der Klassenraum dann nur für Interaktion und Anwendung benutzt wird. Das bedeutet die Neudefinition der eigenen Rolle vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter.
...niedrigschwellig anzufangen: Einfach mal ein Video oder einen Podcast mit dem Smartphone aufzunehmen, um auszuprobieren, was einem liegt.
...regelmäßig Newsletter/Blogs zu den Themen zu lesen z.B. von Josh Bersin, Training Industry, eLearning Industry, Weiterbildungsblog. Mein Lieblingsblog zum Thema Digitalisierung ist übrigens der Abundance Insider von Peter Diamandis.
...Podcasts zu dem Thema zu hören, z.B. den Education Newscast von SAP, den CLC Podcast, den Immersive Learning Podcast von Torsten Fell, Educouch Podcast, the eLearning Guys Podcast
...sich ein LinkedIn Profil anzulegen, ab und zu Artikel zu teilen, die einen inspirieren und sichtbarer zu werden.
...sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Warum nicht mal ein gemeinsames Blended Learning Projekt starten?
Was rätst Du Kunden? Was sollten sie von Trainer:innen einfordern?
Den Kunden rate ich
...Kompetenz in Sachen Digital & Blended Learning einzufordern. Aus meiner Sicht kann es sich heutzutage kein Trainer mehr leisten, die technologischen Entwicklungen zu ignorieren.
...bereit zu sein, auch mehr Budget für die Konzeption einzuplanen, denn Blended Learning kann initial teurer sein, als ein pures Klassenraumtraining. Allerdings zahlt sich das mittelfristig erstens dadurch aus, dass die digitalen Lerneinheiten immer wieder benutzt werden können und -viel wichtiger - , dass Trainings nachhaltiger und effektiver werden. Es ergibt sich mehr Verhaltensänderung und damit höherer Business Impact.
Dein eigener Blog und dein Podcast sind prall gefüllt mit Tipps und Inspiration! Wo lässt Du dich denn inspirieren? Wo holst du Dir Tipps und Informationen? Was sollte ich im Auge behalten?
Ich folge inspirierenden Menschen auf LinkedIn (z.B. Josh Bersin, Jane Hart, Thomas Jenewein, Torsten Fell) oder höre ihre Podcasts und lese ihre Blogs (siehe oben).
Ich spreche mit vielen Menschen, die in dem Bereich tätig sind und habe mein eigenes kleines Digital Learning Netzwerk gegründet, in dem wir uns austauschen.
Ich selber bilde mich andauernd fort, z.B. beim Bildungsinnovator, für den ich auch arbeite, im The People Network, über LinkedIn Learning etc.
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